Immer das selbe Theater, gleich zwei Mal im Jahr. Sie ziehen im Tiefflug über unser Haus hinweg, machen dabei ziemlichen Radau. Nein, die Rede ist nicht von Eurofightern, die in Rostock-Lage stationiert sind und sich ganz selten mal über Rügen blicken und hören lassen.
Es geht um ganz andere große Vögel. Ende August, Anfang September treffen die ersten Kraniche bei uns ein. Auf ihrem Weg von Skandinavien und dem Baltikum in die warmen Länder, Südfrankreich, Spanien und Nordafrika legen sie bei uns für rund zwei Monate Rast ein. Ruhen sich aus und fressen sich fit für den bevorstehenden langen Flug. Pflanzenreste, Mais, Getreide und Eicheln gehören zu ihrer Nahrung, aber auch Insekten, Würmer, kleine Fische und Frösche.
Morgens hören und sehen wir sie bei ihren Formationsflügen zu den Futterplätzen. Besonders auf den abgeernteten Maisfeldern geht dann das große Fressen los. Und abends auf dem Flug zurück zu ihren Schlafplätzen in den flachen Boddengewässern hören wir sie wieder rund ums Haus. Die Rufe hörst Du auch auf dem Video von Dirk Pfuhl, Diplom-Biologe und Publizist aus Göttingen. Es zeigt Kraniche auf ihren Futterplätzen und ihre Flugrouten quer durch Europa. Dazu hat er auch einen Beitrag über Kraniche in unserer Umgebung verfasst.
Ihr Nachtquartier finden sie in den flachen Boddengewässern der Rügen- und Bockregion, wo sie stehend schlafen, für ihre Feinde unerreichbar.
Auf ihren Rückflügen im Frühjahr legen sie locker wieder bis zu 2.000 Kilometer zurück. Dann werden sie wieder bei uns rasten.
Vögel des Glücks werden Kraniche in Schweden genannt. Mit ihnen, so der Mythos, kommt das Frühjahr mit Licht, Wärme und Glücksgefühlen zurück. In Japan stehen die Glücksvögel für Gesundheit und langes Leben. „Noch heute ist dort der Brauch verbreitet, zu besonderen Anlässen wie Hochzeiten oder Geburtstagen gefaltete Papierkraniche symbolisch zu überreichen” (www.natur-lexikon.com).
Weltweit zählt man 15 verschiedene Kranicharten. In unseren Breiten sind es Graukraniche. 1,20 Meter groß werden sie mit einer Flügelspannweite von 2,20 Metern. „Der althochdeutsche Name des Vogels ‚cranuh’ ahmt lautmalerisch seine trompetentonartigen Rufe nach”, schreibt das Kranich-Informationszentrum in der Beschreibung des stolzen Vogels, „im offenen Gelände und je nach Witterung sind rufende Altvögel zwei Kilometer und weiter zu hören”.