Reddevitzer Höft/Kasper Ort, September 2017. Wieder einmal waren wir mit Freunden auf Rügen unterwegs. Und wieder hat es uns auf das Reddewitzer Höft geführt, diese schlanke Landzunge, die sich auf der Halbinsel Mönchgut einem Finger gleich weit in den Rügenschen Bodden streckt. Ganz am Ende der schmalen Straße findest Du das Verkehrsschild „Durchfahrt verboten, Anlieger frei” – sei nicht zögerlich, fahre weiter: Du hast, genau genommen, zwei Anliegen.
Dein Weg führt Dich geradewegs in ein kleines Paradies. Nach etwa einem halben Kilometer erreichst Du Having-Hof. Hier stelle Dein Fahrzeug auf der Wiese vor dem Gasthof mit Pension ab. Dein Anliegen ist zunächst, im Having-Hof einen Kaffee zu trinken oder etwas zu essen. Hier stimmt alles: Atmosphäre, Aussicht, Freundlichkeit der Wirtsleute, die Küche – selbst der Preis.
So gestärkt führt Dich der Weg zu Fuß weiter. Nach knapp einem Kilometer erreichst Du den Aussichtspunkt an der Steilklippe des Kasper Ortes, der äußerste Zipfel im Westen des Reddevitzer Höfts. Das ist der zweite Grund, diesen Flecken aufzusuchen. Du kannst die Treppe hinabsteigen ans Ufer. Und Du hast einen faszinierenden Blick auf die Insel Vilm im Rügenschen Bodden. Über den Buchenwald auf dem Hügelrücken in nördlicher Richtung reckt sich der Mittelturm des Jagdschlosses Granitz in den Himmel. Zwischen Vilm und dem Jagdschloss siehst Du mitten im Bodden ein graues „Gebäude”. Das ist die ehemalige Entmagnetisierungsstation auf einer künstlichen Insel. Den Militärschiffen der DDR-Volksmarine wurde hier die durch das Erdmagnetfeld entstandene Magnetisierung zum Großteil genommen. So wurden die Stahlrümpfe der Schiffe weniger angreifbar für Magnetminen und die Magnetzünder von Torpedos.
Kasper Ort hat ein eindrucksvolles Steilufer mit einem Baum, der sich mutig über die Abbruchkante des Kliffs neigt. Er krallt sich mit seinen verbliebenen Wurzeln seit Jahren in den bröseligen Boden. Als wir im April 2014 erstmals hier waren, hat uns die Schönheit der Landschaft zur Beschreibung auf der Seite „Die Küste lebt” inspiriert. Damals prophezeiten wir der Buche an der Kliffkante kein langes Leben mehr. Wind und Wetter, vor allem Frost, würden dem Baum mächtig zusetzen. Wie wir uns getäuscht haben, zeigen die drei folgenden Fotos. Nur die kleinere Hälfte der Buche hat im Winter 2016/2017 Selbstmord begangen und sich das Steilufer hinab auf den felsigen Strand gestürzt.