Rambin/Samtens, 29. September 2015 – Die noch nicht ganz fertige B 96n zwischen Rambin und Samtens wird bereits am Sonntag, 11. Oktober, freigegeben – allerdings nur für Radfahrer und nur an diesem Vormittag. Eingeladen sind alle, die mit eigenem Fahrrad die neue Straße bei einer Schnuppertour erkunden wollen. Start ist um zehn Uhr am Parkplatz der Alten Pommernkate in Rambin, Hauptstraße 2a. Die gesamte Baustellenfahrt bis zum Anschluss an die alte B 96 Richtung Bergen und wieder zurück ist rund 16 Kilometer lang. Prominentester Mitfahrer wird Energie- und Infrastrukturminister Christian Pegel (SPD) sein. Anreise per Fahrrad wird empfohlen, denn in Rambin gibt es nicht viele Parkplätze. Pedalritter sollten dabei den neuen Radweg zwischen Altefähr und Samtens nutzen. Die Fahrbahn der B 96n ist erst von der Pommernkate an freigegeben.
Die Aktion hatte sich Jan Bürger (71) aus Rambin einfallen lassen, als er am Ortsausgang von Samtens nahe der Tankstelle das große Brückenbauwerk über die Bahnschienen und die alte Bundesstraße vor sich sah: „Auf dieser schnellen Strecke wirst Du nie wieder mit dem Rad unterwegs sein, wenn sie erst einmal offiziell für den Autoverkehr freigegeben wird“, sagte sich der pensionierte Betriebsanlageningenieur. Also wandte er sich an Rambins Bürgermeister Christian Thiede (FDP), Deges-Manager Joachim Rascher und Infrastrukturminister Christian Pegel (SPD). Alle fanden die Idee gut, kündigten Unterstützung und ihre Mitfahrt an. Zur Sicherheit sind Polizei und DRK vor Ort.
Die Schnuppertour führt von der Pommernkate über die Kasselvitzer Brücke auf die andere Seite der Bahngleise, einen Parallelweg an der Kleingartenanlage entlang bis zur Baustellenauffahrt der neuen Straße. Im Pulk geht es dann vorbei an großen Regenrückhaltebecken zur Anschlussstelle Samtens-West. Wer will, kann hier bereits die Fahrt beenden und auf die Landstraße Richtung Garz oder Gingst abbiegen. Weiter geht die es über die „Kammmolchbrücke“. Die haben Bauingenieure so genannt, weil Umweltauflagen vorgeben, dass ein Feuchtbiotop nördlich der Trasse nicht abgesperrt werden dürfe. Sonst fänden die dort lebenden Amphibien keinen Durchgang zur nahegelegenen Bahnlinie, wo sie tief im Schotterbett der Gleise den Winter verbringen. Hinter dem großen Brückenbauwerk in Samtens-Ost ist Kehrtwende angesagt. Zurück an der Pommernkate erwartet die Teilnehmer ein großes Hoffest. „Jetzt brauchen wir nur noch gutes Wetter“, hofft Initiator Jan Bürger.
In der Bauzeit seit 2011 sind auf der Strecke zwischen Altefähr und Samtens mehr als eine halbe Millionen Kubikmeter Boden bewegt worden. In Spitzenzeiten waren mehr als 200 Arbeiter und um die hundert Baumaschinen und Transportfahrzeuge auf der Baustelle. Dabei sind auf der 14 Kilometer langen Trasse sieben Brücken und die Eisenbahnunterführung bei Scharpitz, der sogenannte Trog, entstanden. Finanziert wird das Großprojekt mit Mitteln des Bundes und der Europäischen Union. Nach letztem Stand kostet der Neubau zwischen Altefähr und Samtens 96 Millionen Euro und soll im Dezember für den Verkehr freigegeben werden. Mit der kreuzungsfreien Schnellstraße soll den oft kilometerlangen Staus, die vor allem währen der Urlaubssaison entstehen, begegnet werden.
Der Natur auf Insel werde zu viel Infrastruktur, Beton und Bodenversiegelung zugemutet, wenden Kritiker ein: Mit der alten Bundesstraße, den beiden Bahngleisen und der neuen Schnellstraße sind es sieben Fahrspuren auf denen sich der Verkehr künftig bewegen wird. Klagen der Umweltverbände BUND und NABU haben den Baubeginn um Jahre verzögert. In einem zweiten Bauabschnitt soll die B 96n von Samtens bis Bergen fortgeführt werden. Kritiker fordern stattdessen den Ausbau der alten Trasse.