Rambin/Samtens, Juli 2014. Früher fuhr er durch halb Europa mit dem LKW Strecken von 1.200 Kilometer. Zwölf Kilometer kurz ist heute seine Tour zwischen Rambin und Samtens. Torsten Dittberner (47) aus Dubkevitz, Gemeinde Ummanz, arbeitet als Traktorist auf der Baustelle für die neue Bundesstraße 96. Seine Aufgabe: Erde transportieren. Beladen hin, leer zurück, 17 Mal am Tag. Was der Bagger auf dem Acker in Rambin-Rothenkirchen auf den Hänger hinter seinem Trecker wuchtet, kippt er in Samtens wieder ab. Dort entsteht mit einem Damm in langer Schleife die Verbindung zur alten B96. Ende nächsten Jahres soll der Verkehr zwischen Altefähr und Samtens auf der neuen Strecke freigegeben werden.
Die 22 Tonnen auf dem Hänger schubsen und schütteln den Trecker auf der buckligen Baustellenpiste mächtig durch. „Das hältst Du zwölf Stunden lang nur durch, wenn Dein ‚Bock’ erstklassig gefedert und super ausgestattet ist“, Torsten Dittberner klagt nicht über seinen Job: „Aber abends weißt Du, was Du getan hast.“ Dennoch sei alles viel besser als früher auf dem LKW: „Da war ich wochenlang unterwegs, habe kaum erlebt, wie meine Kinder groß geworden sind“. Jetzt ist er abends zu Hause bei seiner Familie, kann sich um seine kleine Landwirtschaft kümmern.
Mit Torsten Dittberner transportieren heute elf Kollegen auf ihren geländegängigen Gespannen gewaltige Erdmengen. „Mehr als eine halbe Millionen Kubikmeter werden es am Ende sein, wenn die Straße bis Samtens fertig ist“, hat Matthias Krüger (40), Bauingenieur aus Greifswald, überschlagen. Als Bauoberleiter ist er verantwortlich für den Streckenbau. In Spitzenzeiten sind mehr als 200 Arbeiter und um die hundert Baumaschinen und Transportfahrzeuge auf der gesamten Baustelle.
Wie das heutzutage beim Strecken- und Böschungsbau funktioniert? Das sehen wir bei zwei modernen Baggern. Sauber als kämen sie gerade aus der Waschstraße, verbauen die gelben Kraftpakete das Material zur Hangsicherung. Baggerfahrer Detlef Meyer (47) beobachtet vor sich zwei Monitore. Der eine, gefüttert mit einem Geländemodell, zeigt die GPS-Daten, nach denen er den Greifarm auf den Millimeter genau steuern kann und der Böschung die erforderliche Form gibt. „Der andere zeigt Dir über eine Kamera, was hinter dem Bagger geschieht“.
So wird die Trasse der B96n bei den Erdarbeiten mittels GPS präzise in Niveau und Gefälle von Baggern und Raupen vorbereitet. „Früher stand dem Baggerfahrer ein ‚Handmann‘ zur Seite“, erklärt Mike Schneider. Der habe mit Wasserwaage, Böschungslehre, Pfählen und Schnüren das Gelände für den Baggerfahrer abgesteckt.
In Rothenkirchen fressen sich Bagger für’s Grobe in einen hügeligen Acker. „Die Seitenentnahme Rambin“, erläutert Schachtmeister Schneider. Die nenne man so, weil die Mengen aus der Strecke nicht reichten, also von der Seite genommen würden. Mit dem Landwirt habe man verabredet, dass mit den Abgrabungen das leicht hügelige Gelände eingeebnet werde: „Später, wenn die Muttererde wieder aufgebracht ist, hat der Bauer einen ebenen Acker“.
Nicht alles lässt sich vorausplanen. So haben über Pfingsten Uferschwalben die Ruhe auf der „Seitenentnahme“ in Rothenkirchen genutzt und in eine Sandschicht der senkrechten Schachtwand ihre Höhlen gebaut. Zum Schutz der Schwalben musste dann dieser Bereich großräumig eingezäunt werden. „Erst, wenn im Herbst die Schwalben wieder abziehen“, weiß Mike Schneider, „können wir auch in diesem Teil weitermachen“.
Derweil schaufelt der Bagger für’s Grobe weitere 22 Tonnen Erdmaterial auf den Hänger von Treckerfahrer Torsten Dittberner für die nächste Fuhre nach Samtens.
Ist vom Weiterbau in Richtung Bergen eigentlich schon etwas zu sehen?
Ja, da wird kräftig gebuddelt. Soll 2019 fertig sein.