Keiner ist gekommen: weder Bürgermeister, noch Landrat oder gar der Minister. Ganz ohne Brimborium wurden Ende November 2014 drei Brücken im Verlauf der B 96n in Betrieb genommen, alle auf dem Gemeindegebiet von Rambin. B 96n – hinter diesem Kürzel steht die im Bau befindliche Schnellstraße, die künftig Urlaubern und anderen Verkehrsteilnehmern die in den Sommermonaten üblichen Staus auf der alten B 96, die Hauptverkehrsachse der Insel Rügen, ersparen soll.
Mit den neuen Brücken werden die Rambiner Ortsteile Kasselvitz, Sellentin und Götemitz von der alten Bundesstraße aus erschlossen. Für den Anschluss von exakt 147 Bewohnern südlich der Bahnlinie hat sich der Bund großzügig gezeigt: für die zusammengerechnet 240 Meter langen Betonbauwerke wurden 3,8 Millionen Euro verbaut. Wenn man die Zu- und Abfahrten zu den Brücken hinzurechnet, liegen die Kosten bei fünf Millionen Euro.
Ohne diese Brücken wäre Rügen auf einer Strecke von rund drei Kilometern zwischen Rambin und Samtens zweigeteilt. Denn die Bahnübergänge, über die diese Ortsteile bislang erreichbar waren, sind bereits gesperrt und werden seit Anfang der Woche zurückgebaut. Eine schwere Fräse trägt die Asphaltschicht der Zufahrten und zwischen den Schienen ab und lädt sie zum Abtransport auf LKW’s. Der Zugverkehr wird dabei nicht behindert.
Technisch gesehen wäre die Erschließung der drei Ortsteile von Rambin auch mit dem Bau von nur einer Brücke möglich gewesen. Dem standen jedoch, so die Planer, die dann anfallenden Kosten und der hohe Zeitbedarf für Grunderwerb und Bau einer parallel zur B 96 verlaufenden Erschließungsstraße entgegen. Und abhängen vom „Rest der Welt“ kann man die Bewohner von Kasselvitz, Sellentin und Götemitz schließlich auch nicht.
Für einen zügigen Verkehrsfluss ist die B 96n kreuzungsfrei konzipiert. Die Vorgeschichte zum Bau der neuen Bundesstraße auf der Insel Rügen reicht zurück bis ins Jahr 2005, als es mit Beginn des Planfeststellungsverfahrens „amtlich“ wurde. Das seit einigen Jahren vorliegende Baurecht sieht vor, in Fortführung der Rügenbrücke die neue Trasse mit drei Fahrspuren bis Bergen auszubauen. Am 15. Juni 2011 war Bundeskanzlerin Angela Merkel zum ersten Spatenstich nach Altefähr gekommen. Ende 2015 soll der erste Bauabschnitt der B 96n bis Samtens dem Verkehr übergeben werden.
Eine Abfahrt im Bereich von Rambin ist nicht vorgesehen. Der nächste Anschluss entsteht in Samtens für die Verbindung mit der Landstraße nach Garz. Hinter Samtens endet dann die dreistreifige Strecke, überquert mit einer Brücke die Bahnlinie und die alte B 96 und führt in langem Bogen auf die zweispurige alte Bundesstraße weiter Richtung Bergen – ein Nadelöhr. Dass sich hier künftig Urlauber-Staus bilden werden, lässt sich voraussehen. Denn: wann der dreistreifige Bauabschnitt bis Bergen realisiert wird, steht noch in den Sternen.