Rambin/Schwerin, Januar 2017. „Daran hatte keiner von uns mehr geglaubt,“ staunt Kathrin Stavenhagen als sie vom beabsichtigten Bau der Schallschutzwand erfährt. Die resolute Frau hatte Anfang vorigen Jahres die Rambiner Bürgerinitiative gegen den Lärm der neuen Bundesstraße 96 ins Leben gerufen. Die gute Nachricht für gestresste Anlieger der Schnellstraße erfuhren die Rügen-Entdecker jetzt auf Anfrage vom Infrastrukturministerium des Landes: Auf einer Länge von rund 600 Metern soll eine etwa vier Meter hohe Lärmschutzwand künftig die Geräuschemissionen der mit Tempo 100 vorbeifahrenden Autos mindern. Nach der jetzt präferierten Lösung werden auch die Geräusche der Züge reduziert, denn die Lärmschutzwand soll beide Trassen einbeziehen.
Bis die Bauarbeiten beginnen, dürfte allerdings noch einige Zeit verstreichen. Zuvor „muss diese Lösungsvariante planerisch umgesetzt werden,“ heißt es in der Mitteilung des Ministeriums. Anschließend müsse ein „planungsrechtliches Änderungsverfahren“ eingeleitet werden. Wie lange das dauere, lasse sich nicht vorhersagen. Denn das hänge davon ab, ob Einwendungen oder Klagen gegen den Beschluss erhoben würden. Zudem stünden noch Abstimmungsgespräche mit der Bahn an. Denn die Lärmschutzwand müsse entlang der Schienentrasse auf Grundstücken der Deutschen Bahn gebaut werden. Die Bürgerproteste im letzten Jahr führten zu Einwohnerversammlungen und zu einer Eingabe an Infrastrukturminister Christian Pegel (die OZ berichtete). Es hatte sich herausgestellt, dass der auf der Fahrbahnoberfläche verbaute Waschbeton nicht dem Planfeststellungsbeschluss entsprach. Diese nicht rechtskonforme Bauweise, so die Bürgerinitiative, sei für den Straßenlärm mitverantwortlich. Deshalb müssten lärmmindernde Nachbesserungen her.
Nachdem sich Pegel im vergangenen Sommer persönlich des Problems angenommen hatte, sah es zunächst danach aus, dass auf die Betonfahrbahn eine Schicht aus sogenanntem lärmmindernden Splittmastrixasphalt aufgebracht werden sollte. Damit würde der Festlegung im Planfeststellungsbeschluss Rechnung getragen, allerdings müsste der zusätzliche Fahrbahnbelag wegen des Verschleißes immer wieder erneuert werden. Nach weitergehenden Untersuchungen sei der Bau einer Lärmschutzwand die „effektivste Lösung,“ schreibt das Ministerium. Die Wand solle bei der Brücke nach Kasselvitz am Ortseingang von Rambin beginnen und hinter dem Bahnhofsgebäude enden.
„Unserem Hauptziel sind wir näher gekommen. Stellt sich noch die Frage, ob die Lärmschutzwand in überschaubarem Zeitrahmen gebaut wird,“ sagt Olaf Dragorius von der Bürgerinitiative. Und Brita Burmeister hält die Lösung auch aus verkehrstechnischen Gründen für vernünftig: „Während einer neuen Bauphase beim Aufbringen des Asphalts würde der gesamte Verkehr auf die alte Bundesstraße umgeleitet, dann hätten wir wieder die Staus im Ort. Für uns selbst allerdings wird die jetzt angekündigte Lösung keine Verbesserung bringen.“ Denn Brita Burmeister, ihre Familie und die Nachbarn wohnen gegenüber einer Freifläche, die nach jetzigen Plänen von der Lärmschutzwand nicht abgedeckt werde. Die Wand müsse noch 200 Meter weiter gebaut werden, wünscht sich nicht nur Brita Burmeister. Das genau strebt auch der Rambiner Bürgermeister Christian Thiede (FDP) an. Gemeinsam mit der Hansestadt Stralsund, die Eigentümerin der großen Klosteranlage „St. Jürgen vor Rambin“ ist, plädiert man für eine Verlängerung der Schallschutzwand. Für die Hansestadt könnten sich damit die Aussichten verbessern, einen Investor für das große Klostergelände zu finden. Denn der Straßenlärm macht so manche Investition eher unwahrscheinlich.