Bergen, 1. August 2016. Noch dauert die Stunde hier einen Tick länger. Jedenfalls, wenn man dem Ziffernblatt an der Turmuhr der Marienkirche glaubt. Dort zählt jede Stunde 61 Minuten. Du kannst gern auf dem Bild nachzählen. Doch bald ist Schluss mit der Kuriosität, die es sogar zum Eintrag ins Internetlexikon Wikipedia geschafft hat.
Noch in diesem Monat soll eine neue Turmuhr installiert werden. „Der Zeitmesser ist stehen geblieben, und damit weiß auch keiner mehr, was die Glocke geschlagen hat,” schrieb kürzlich Udo Burwitz in der Ostsee-Zeitung. Denn Uhr und Läutwerk seien miteinander gekoppelt. Eine Reparatur lohne sich nicht mehr. Über die 61-Minuten-Stunde verliert der Kollege allerdings kein Wort. Wahrscheinlich hebt er sich den Gag für seinen Bericht über die neue Uhr auf.
Jetzt lässt sich noch gut rätseln, wie es zu dieser Kuriosität kam. Einige spotten, in Bergen könne man allenfalls bis drei zählen. Damit tut man den Bergenern bitteres Unrecht an, natürlich. Denn Wikipedia weiß wie es wirklich dazu kam: Bei Restaurierungsarbeiten im Jahr 1985 entstand auf dem Ziffernblatt zwischen der Elf und der Zwölf eine Lücke, die man unmöglich so belassen wollte. Da wussten sich die Uhrmacher zu helfen. Sie brachten einfach einen weiteren Minutenstrich an – wird schon niemand merken. Jede Wette: Das Pfarramt wird jetzt bei Installation der neuen Turmuhr genau darüber wachen, ob die Uhrmacher zur traditionellen 60-Minuten-Stunde zurückkehren werden. Eigentlich schade. Konnte man Besucher immer wieder verblüffen und in der Geschichte unterbringen, dass die Marienkirche in Bergen ältestes Gebäude auf Rügen ist.