Zur Wahl: Drei von achtzehn

Christian Thiede (FDP), Bürgermeister

Bürgermeister Christian Thiede (FDP): „Radweg an der B 96 und eine innerörtliche Straße – macht 170.000 Euro in unserem Haushalt. Mehr geht nicht“.

Bürgermeister Christian Thiede (FDP)

Rambin habe gute Standortqualität sagt der Kommunalpolitiker, der seit 1994 ununterbrochen Bürgermeister ist: „Die Verkehrsanbindung zum Festland mit Rügenbrücke und Rügendamm, unser Bahnhof direkt im Ort mit zuverlässigen Zugverbindungen, zwei Arztpraxen, Einkaufsmöglichkeiten im Dorf und in der Pommernkate, die zudem einige Veranstaltungen bietet. „Wir haben hier ein buntes Dorfleben, und die Vereine in Rambin haben integrative Kräfte entwickelt.” Das wolle man stärken. Gleichwohl gebe es noch viel zu tun.

Mit Ausbau von Straßen innerhalb von Rambin und in den Ortsteilen habe man die Verkehrsverhältnisse verbessert, ohne Natur und Landschaft erheblich zu verletzen: „In der letzten Wahlperiode von Bessin zum Klärwerk und von Rothenkirchen nach Neuendorf. Breesen kommt in den nächsten Jahren dran, nämlich mit Ausbau der Wege nach Scharpitz (zur alten B96) und zum Dorfkern von Rambin. Der Radweg über Breesen und Gurvitz nach Altefähr wird 2015 ausgebaut. Zusammen mit der Fähre zwischen Altefähr und Stralsund schaffen wir eine weitere touristisch attraktive Strecke.”

Nur einige Beispiele für Projekte, die man gemeinsam in der Gemeindevertretung auf den Weg gebracht habe, sagt Thiede, der sich nicht selbst mit den Fortschritten brüsten will. Essenziell sei das Ausschöpfen von Fördermitteln. Sechs Millionen Euro für einen Siebenjahreszeitraum habe man bei der Landesregierung akquirieren können. Wer glaubt, in einer Gemeinde mit weniger als tausend Einwohnern gebe es wenig gestalterischen Spielraum, irre gewaltig.

Mit innovativen Ideen und neuen Plänen zusätzliche Einwohner gewinnen? Dafür setzt das Regionale Raumentwicklungsprogramm Vorpommern enge Grenzen. Stralsund und Greifswald sind – wie Planer es nennen – als Oberzentrum ausgewiesen, Bergen ist für Rambin das Mittelzentrum und Samtens das Grundzentrum. So sollen gewachsene Strukturen erhalten bleiben und die Gewichte nicht verschoben werden. B-Pläne für Neubaugebiete, wie sie noch zur Jahrtausendwende ausgewiesen werden konnten, sind in Rambin nur noch eingeschränkt zulässig. Lückenbebauung, unterstreicht Christian Thiede, gebe innerhalb unserer Siedlungsstruktur noch einige Möglichkeiten. Dafür wolle man Eigentümer der Grundstücke und Bauinteressenten gewinnen.

Die Gemeinde energieautark machen? Neue Windanlagen seien laut Raumordnung nicht zugelassen. Biogas werde zwar im Ortsteil Rothenkirchen erzeugt, der Anschluss von Rambin aber rechne sich nicht für den Betreiber. Grenzen setzen vor allem die Gemeindefinanzen. „Die Umlagen, die wir jetzt an das Amt West-Rügen und den Kreis zahlen, sind jetzt höher als unsere Landeszuweisungen; die Lücke müssen wir aus den ohnehin knappen Einnahmen aus Gewerbesteuer und Einkommensteuer-Anteilen bezahlen.”

Hendrik van Reemen (CDU), Erster Stellvertretender Bürgermeister

Hendrik van Reemen (CDU)

Hendrik van Reemen (CDU)

Spielräume für große Projekte in der kleinen Gemeinde mit engem finanziellen Rahmen? Gibt es die? „Klar, wenn alle am gleichen Strang und obendrein noch in die gleiche Richtung ziehen, dann lässt sich eine Menge auf die Beine stellen”, sagt Hendrik van Reemen. In der Gemeindevertretung von Rambin war das zum Beispiel so, als es um den Kindergarten ging. Das alte Haus musste saniert werden. Es zeigte sich bald, wie hoch die Kosten dafür sind. Van Reemen, der seit 2009 in der Gemeindevertretung ist: „Wir haben uns mit der Arbeiterwohlfahrt zusammengesetzt. So kam die Idee, für die Kinder gleich ein neues Haus zu bauen”. Die Mehrkosten gegenüber einer Sanierung habe die Gemeinde noch gut verkraften können. Heute seien Kindergarten und Krippe gut frequentiert. Für junge Familien eine gute Voraussetzung im Wohnort Rambin. Oder: „Welche Gemeinde mit weniger als tausend Einwohnern kann mit einem so attraktiven Spielplatz aufwarten? Sogar mit einem Rodelberg, den haben wir aus Bauaushub aufschütten lassen.”

Große Sprünge machen Rambiner wohl von Natur aus nicht, auch nicht in der Gemeindevertretung. „Straßenausbau wird heutzutage eher als selbstverständlich angesehen”, ordnet Hendrik van Reemen Maßnahmen ein, die in der vergangenen Wahlperiode auf den Weg gebracht worden sind. Sie brächten Verbesserungen im Kleinen, das werde heute meist als selbstverständlich angesehen. Da punkte man eher in Verhandlungen, wenn es um den Bestand gehe. „Als vor drei Jahren die Biogasanlage in Rothenkirchen gebaut wurde, haben wir den Investor, die C4 Energie AG, für eine veritable Förderung unseres Sportvereins Rambin 61 e.V. gewinnen können.”

Ob Rambin als eigenständige Gemeinde überlebensfähig ist? Die Dorfgemeinschaft mit ihren Ortsteilen sei eine gewachsene Struktur. Die dürfe man nicht ohne Not zerstören. Neue Familien für den Wohnort Rambin zu gewinnen sei durch Raumordnung und Grundstückverhältnisse allerdings schwierig. Wenn die Rahmenbedingungen einmal größere Verwaltungseinheiten unvermeidbar machen sollten, dann könne man ja mal zum nächsten Nachbarn Altefähr auf Tuchfühlung gehen, bevor man Teil von Samtens werde.

Mehr interessiert ihn, was man in den nächsten Jahren für die Menschen in Rambin tun könnte. Er denkt dabei vor allem an zwei Bevölkerungsgruppen: an die Jungen und die Alten. In Rambin wohnen 180 junge Menschen im Alter unter 25. Wer keine Arbeit habe oder finde, verlasse Rambin für immer, weiß van Reemen, dann blute die Gemeinde aus: „In diesem Punkt müssen wir kreativ werden, zum Beispiel, um bessere Voraussetzungen für selbstständige Arbeit zu schaffen”. Und um Mut zu machen. Mit dem schnellen Internet habe Rambin einen großen Standortvorteil. Heute sei es nicht mehr wichtig, von welchem Ort aus jemand sein Geschäft im Web betreibe. Entscheidend seien die richtige Geschäftsidee, günstige Rahmenbedingungen und Starthilfen. Der Internetmarkt für asiatische Lebensmittel (Yoaxia, Vertrieb u.a. bei ebay und Amazon) in Rambin-Bessin gebe dafür ein Beispiel.

Auch für die älteren Rambiner, deren Zahl in den kommenden Jahren und Jahrzehnten erheblich wachsen werde, will sich Hendrik van Reemen in der nächsten Gemeindevertretung engagieren: „Wenn ich wieder gewählt werde, will ich mich dafür einsetzen, dass wir einen Fahrdienst einrichten.” Stralsund mit seinem Kulturangebot und den Einkaufsmöglichkeiten liege doch direkt vor unserer Haustür. Was liege da näher, als Mitbürger, die nicht mehr so mobil sind, hin- und wieder zurückzubringen oder sogar zu begleiten? Ganz sicher ist er, dass sich genug jüngere Rambiner finden lassen, die ehrenamtlich die Fahrten organisieren.

Hartmut Männchen (DIE LINKE), Mitglied der Gemeindevertretung

Hartmut Männchen (DIE LINKE)

Hartmut Männchen (DIE LINKE)

Reichlich Erfahrungen in der Gemeindevertretung hat er in den fünf Jahren seit 2009 gewinnen können: „Wir sind ein wirklich gutes Team über Grenzen von Parteien hinweg”. Auch Hartmut Männchen verweist auf Gemeindeprojekte wie den Straßenbau, die Neubauten von Kindergarten und Sportlerheim, die weitere Ausgestaltung des Spielplatzes, Maßnahmen zur Dorfverschönerung wie den Platz zum Verweilen an der Linde am Abzweig nach Grabitz. Man habe viel bewegen können, im Großen und auch mit kleinen Projekten. Besondere Freude hat Männchen daran, dass der Kindergarten so gut angenommen werde: „Sogar aus Samtens kommen Kinder”. An die 40 sind es derzeit, vom Kleinkind- bis zum Schulalter werde hier betreut. Land und Kreis trügen einen Teil der Kosten. Den verbleibenden Rest teilten sich Gemeinde mit 55 Prozent und die Eltern mit ihren Beiträgen zu 45 Prozent. „Eine faire Lösung”, findet Hartmut Männchen.

In der ersten Euphorie nach der Wende habe man auch Fehler gemacht. So kam der Straßenausbau nach Götemitz die Gemeinde teuer zu stehen: „An dem Kredit zahlen wir heute noch ab”. Mit den Verkäufen der alten Schule und des früheren Kindergartens habe die Gemeinde mehr finanzielle Handlungsmöglichkeiten gewonnen. Allerdings: Dass der Investor bislang aus den alten Gebäuden nichts gemacht habe, bedauert Männchen. Ebenso, dass das Kloster St. Jürgen vor Rambin mit den umliegenden Gebäuden immer mehr verfalle. Früher habe man mit Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) die Anlage noch einigermaßen in Schuss halten können. Jetzt, wo die Hansestadt Stralsund Eigentümerin ist, passiere gar nichts mehr. Nur vier Familien leben derzeit noch in dem geschichtsträchtigen Komplex. „Wo der Mensch nicht mehr wohnt, verfallen Gebäude,” klagt Männchen und das Schlimmste: „Die Gemeinde kann gar nichts daran ändern”.

Die Arbeit der Gemeindevertretung könne man nicht allein daran messen, was im und um den Ort verbaut worden ist. „Die Frage ist doch, was haben wir  für die Leute gemacht?” Und was entstehe in Eigeninitiativen der Bürger? Und da gehe es nicht immer um großes Geld. Derzeit werde von Erika Hildebrand eine Ausleih-Bibliothek aufgebaut. Man habe die Rentner zusammengeholt und biete jeden Monat im Sportlerheim Veranstaltungen. Vor allem die Vereine, Klubs und Interessengruppen trügen viel zum Dorfleben bei: „Der Anglerverein mit seinem jährlichen Sommerfest im Hafen, der Fußballverein Rambin, zwei Chöre, die Wander- und Sportgruppe oder der neu entstandene Skatclub”. Sie alle seien beteiligt am geselligen Leben im Ort.

Wie steht es um die Standortvorteile und die künftige Entwicklung von Rambin mit seinen Ortsteilen? Mit mehr als 30 Quadratkilometer ist Rambin eine große Flächengemeinde. Fast alles liegt im Außenbereich, kann also nicht oder kaum bebaut werden. „Doch, wir haben noch Platz zum Wachsen, allein 27 Baugrundstücke kenne ich im Ort”, Männchen weiß auch, wie Bauinteressenten auf Rambin kommen: „Durch Mund-zu-Mund-Propaganda”. Weitere Vorteile werde der Standort auch aus der B96n ziehen, wenn sie ab Ende nächsten Jahres das Dorf vom Durchreiseverkehr befreie. Kilometerlange Staus zur Urlaubszeit würden dann endgültig der Vergangenheit angehören.

Nach der Wahl werde sich die Gemeindevertretung auch mit dem Flurerneuerungsprogramm befassen. Auch ein solches Verfahren stärke die Standortqualität. Es gehe um verbesserten Zuschnitt der gewachsenen Grundstücksverhältnisse – Voraussetzung für den künftigen Wegebau im Außenbereich südlich der Bahntrasse und der neuen Bundesstraße 96.

Und, was ist bei der Kommunalwahl herausgekommen? Hier ist das Ergebnis.

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Rambin: Fragen vor der Wahl

Wenn in der St.-Johannes-Kirche zu Rambin etwas los ist, läuten die Glocken. Dieses Räderwerk sorgt dafür, dass die Antriebskräfte auf das Geläut übertragen werden. Was aber machen die Antriebskräfte in der Bundespolitik, wenn bei der Wahl das Räderwerk nicht richtig angetrieben wird? Also, Leute, ran an die Wahlrunen!

Wenn in der St.-Johannes-Kirche zu Rambin etwas los ist, läuten die Glocken. Dieses Räderwerk sorgt dafür, dass die Antriebskräfte auf das Geläut übertragen werden. Was aber machen die Antriebskräfte in der Bundespolitik, wenn bei der Wahl das Räderwerk nicht richtig angetrieben wird? Also, Leute, ran an die Wahlrunen!

25. Mai 2014 ist großer Wahltag. In der ganzen Europäischen Union und auch im kleinen Rambin. Während andernorts heftig „wahlgekämpft“ wird, geht es in unserem schönen Dorf recht gemütlich zu: vom Wettlauf der Parteien um die besten Lösungen ist hier nicht allzuviel zu spüren. Damit nicht alles im kleinen Kreis der Wissenden verbleibt, haben wir ein Thema aufgegriffen, das bislang noch niemand in Rambin diskutiert. Es geht um die Zukunft unseres Dorfes als eigenständige, selbstverwaltete Gemeinde. Dazu haben wir drei Fragen an Vertreter von Parteien, die sich in Rambin zur Kommunalwahl stellen. Sind sie die Antriebskräfte, die Rambin weiter voran bringen?

Die Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern wird bis Ende der Legislaturperiode ein Konzept unter dem Arbeitstitel „Gemeinde der Zukunft“ erarbeiten. Das wurde im aktuellen Koalitionsvertrag von Landes-SPD und -CDU so festgelegt. Hintergrund: Die Gemeindestruktur im Land soll modernisiert werden. Nicht ganz von der Hand zu weisen ist dabei, dass aus der Vielzahl kleiner und kleinster Gemeinden größere Verwaltungseinheiten gebildet werden könnten. Eine Verwaltungsstrukturreform in MV dürfte dann in der nächsten Wahlperiode des Landtages, also nach 2016, angegangen und vielleicht auch realisiert werden. Hört man jedenfalls hinter vorgehaltener Hand aus Kreisen der Landespolitik.

Die Frage ist, ob Rambin einen solchen Veränderungsprozess als selbstständige Gemeinde überleben will und kann, ob die Gemeindevertreter auf einen solchen Diskurs vorbereitet sind.  Neben harten und weichen Standortfaktoren spielt dabei die Bevölkerungsentwicklung eine entscheidende Rolle. Das haben wir uns anhand der verfügbaren Daten mal genauer angesehen.
1990, im Jahr der deutschen Wiedervereinigung, lebten in Rambin 981 Menschen. Den Höchststand erreichte die Bevölkerung im Jahr 2000 mit 1.112 Einwohnern. Im Jahr 2014 ist die Gemeinde mit ihrer Einwohnerzahl von 953 auf einen Tiefststand geschrumpft (vgl. Grafik 1). Der Anstieg der Bevölkerung bis 2000 sei, so Bürgermeister Christian Thiede, Folge des Zuzugs von Familien mit Kindern in die vor der Jahrtausendwende ausgewiesenen Neubaugebiete. Im jungen Erwachsenenalter seien dann viele dieser Kinder fortgezogen, so dass die Einwohnerzahl wieder zurückging.

Bev?lkerungsstatistik RambinZur Altersstruktur der Bevölkerung von Rambin gibt der Mikrozensus 2011 im Vergleich mit der Einwohnerzahl von 1994 Anhaltspunkte (vgl. Grafik 2). Klingt ziemlich kompliziert, ist aber bei genauem Hingucken recht simpel: Die Zahl der über 45jährigen (Gruppen D und E) ist  in den letzten zwanzig Jahren deutlich gewachsen, während die Gruppen der Jüngeren erheblich gesunken sind. Die Gruppe D wächst zunehmend in die Gruppe der über 65jährigen hinein und wird durch die nachfolgenden Altersgruppen nicht annähernd kompensiert. Auch wird die Zahl der Sterbefälle nicht durch Anzahl der Geburten ausgeglichen werden, denn vom Deutschlandtrend dürfte sich Rambin nicht sonderlich abheben. Mithin lässt sich prognostizieren: Rambins Bevölkerung wird älter und kleiner, und zwar erheblich. Daraus lässt sich unschwer vorhersagen, dass sich auch die Zahl der Erwerbstätigen (hauptsächlich in den Gruppen C und D) reduzieren wird.

Wie andernorts auch: Rambin wird älter und kleiner.

Rambin wird älter und kleiner.

Vor der Kommunalwahl richten wir drei Fragen an drei Vertreter der Parteien, die für die neue Gemeindevertretung kandidieren (CDU, FDP, Linke) und die bislang Erfahrungen in Rambin sammeln konnten:

  • Was konnten Sie in der jetzt ablaufenden Wahlperiode zur Zukunftsentwicklung von Rambin beigetragen?
  • Welche Standortvorteile und Perspektiven hat Rambin aus Ihrer Sicht?
  • Welche Ideen oder Pläne haben sie, um Rambin in der neuen Gemeindevertretung voranzubringen?

Hier kannst Du sehen, was die Kandidaten versprechen.

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Mit 19 für Europa

Wie war Dein Leben so mit 19? Erinnerst Du Dich?

Franz Levermann (* 1895, † 1971) Soldat in zwei Weltkriegen, danach überzeugter Pazifist (Foto von 1951).

Franz Levermann (* 1895, † 1971) Soldat in zwei Weltkriegen, danach überzeugter Pazifist (Foto von 1951).

Mir fällt dabei mein Vater ein. Er war 19 als er zur Wehrmacht eingezogen wurde. Das war jetzt vor genau hundert Jahren. In der Schlacht von Verdun kam er gerade noch davon – mit einer schweren Gasvergiftung und einer Schussverletzung am Kinn. Noch im hohen Alter sprach er vom Sterben in den Schützengräben vor der französischen Stadt an der Maas.

Geburtsjahr 1895, für meinen Vater ein folgenschwerer Jahrgang. Als knapp Fünfzigjährigen rief ihn erneut das Militär. Diesmal sollte es Richtung Russland gehen. SS-Einsatzgruppen und die Wehrmacht massakrierten Frauen und Kinder, vernichteten Städte und Dörfer. Zuviel für meinen Vater, er desertierte, querte Polen zu Fuß Richtung Heimat. Immer wieder erzählte er uns von der Unterstützung, die er auf seiner  Flucht von der polnischen Bevölkerung erfahren hatte. Obwohl die Deutschen nach ihrem Überfall auf Polen unvorstellbares Unheil angerichtet hatten, bekam er Verpflegung und wurde, wenn notwendig, versteckt. So wurde er nicht aufgebracht und als Deserteur vor die Wand gestellt wie man die Hinrichtung geflüchteter damals Soldaten nannte.

Zwei Weltkriege, mehrere Schussverletzungen und eine Giftgasverletzung, ein ausgekugelter Arm, den ihm die Nationalsozialisten noch vor dem Zweiten Weltkrieg zugefügt hatten, das waren seine Andenken an die erste Hälfte des vergangenen Jahrhunderts. Immerhin: er überlebte.

80 Millionen haben das nicht geschafft, weil die Menschen in Europa nicht friedlich zueinander gefunden hatten. Weil nationalistisches Denken die Köpfe vernebelte und Hass schürte. 80 Millionen – so viele wie heute in ganz Deutschland leben.

So was kannst Du Dir nicht wirklich vorstellen, stimmt’s? Heute kannst Du innerhalb der EU die Grenzen queren, ohne dass Du kontrolliert wirst, Du kannst studieren, arbeiten und wohnen, wo immer Du willst. Wir sind angekommen in der Europäischen Union, im größten Friedensprogramm, das die Welt je gesehen hat. 2012 wurde sie für ihren Einsatz für Frieden, Versöhnung, Demokratie und Menschenrechte in Europa mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Sollten wir das nicht feiern?

Mein Sohn Jörg hat sich mit 19 auf den Weg nach Frankreich gemacht und auch das ehemalige Schlachtfeld von Verdun besucht. Sein Bild bedarf keiner weiteren Erläuterung. Foto: Jörg Levermann

Mein Sohn Jörg hat sich mit 19 auf den Weg nach Frankreich gemacht und auch das ehemalige Schlachtfeld von Verdun besucht. Sein Bild bedarf keiner weiteren Erläuterung.
Foto: Jörg Levermann

„Wer an Europa zweifelt, der sollte Soldatenfriedhöfe besuchen”, Jean-Claude Juncker, der luxemburgische Politiker, sagte das in seiner Rede im Deutschen Bundestag. Beschämend indes ist die Beteiligung bei der letzten Wahl zum Europäischen Parlament, 2009 in Deutschland gerade mal 43 Prozent. Wählen gehen ist „Farbe bekennen”, Mitentscheiden, Verantwortung mit tragen.  Nicht wählen ist Gleichgültigkeit.

Am 25. Mai hast Du Gelegenheit Dich festzulegen. Wer die Geschichte meines Vaters kennt, würde nicht zögern. Ich werde mir bei meiner Wahl genau ansehen, welche Partei die Europäische Idee mitträgt und welche sie bekämpft.

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Frühling

Kleine Erinnerung an die frühe Schulzeit. Da mussten wir Gedichte auswendig lernen bis uns die Sinne schwanden. Eduard Mörikes Frühlingsgedicht ging ja noch. Doch Goethes Osterspaziergang war schon ein größeres Kaliber. Immerhin endete dieses mit dem schönen – und heute viel zitierten Satz – „Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein“.

Akelei in unserem Garten

Frühlingsgruß: Akelei in unserem Garten

Eduard Mörike:

Frühling läßt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land
Veilchen träumen schon,
Wollen balde kommen
Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist’s!
Dich hab ich vernommen!

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Wahltag, Zahltag?

Der große Wahltag kommt am 25. Mai. Und danach der Zahltag? Wenn wir an die Bundestagswahl vom vergangenen Herbst oder die der Kreistagswahl von 2011 denken, könnten wir darauf kommen. Die Euroländer in der EU quälen sich nach wie vor durch die Finanzkrise, die neue Große Koalition im Bund plündert für Wahlgeschenke die Rentenversicherung, und der neue Großkreis Vorpommern-Rügen gibt für die Zentralisierung von Verwaltungsstellen Millionenbeträge aus und erhöht so die Schulden. Da könnte das kleine Rambin schon Vorbild für Größere sein, denn die Gemeindefinanzen stehen auf solider Grundlage.

Foto: Bernd Kasper, pixelio.de

Foto: Bernd Kasper, pixelio.de

Gegen die öffentliche Verschwendung von Staatsgeldern hilft nur eines: Wählen gehen. Doch, wie es scheint, sind die Rambinerinnen und Rambiner nicht gerade heiß auf Wahlen. Bei der Bundestagswahl im September letzen Jahres gaben lediglich die Hälfte der Wahlberechtigten ihre Stimmen ab. Die Parteien sollten sich was einfallen lassen, um für die Wahlbeteiligung zu werben. Und was fällt den Kandidaten für die Zukunft des Dorfes Rambin ein?

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Von Sonne verwöhnt

Von frühmorgens bis zum Sonnenuntergang: Auf Rügen scheint meistens die Sonne.

Von frühmorgens bis zum Sonnenuntergang: Auf Rügen scheint meistens die Sonne.

Rambin – 31.12.2013. In der Ostsee-Zeitung hat eine Umfrage bei Lesern ergeben, dass ihnen zu wenig positive Nachrichten geboten werden. Die Redaktion konnte sich mit dieser Meinung anfreunden und hat ihre Leserinnen und Leser aufgefordert, Vorschläge zu unterbreiten. Hier die gute Nachricht der Rügen-Entdecker: Mehr Sonne als auf Rügen und Usedom scheint im Jahresmittel nirgendwo in Deutschland.

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Stöpsel rausgezogen

Niedrigwasser in Altefähr.

Niedrigwasser in Altefähr. Gegenüber des Strelasunds die Skyline von Stralsund, links im Bild die Rügenbrücke.

Hafen Altefähr: Die Boote sitzen auf dem Trockenen.

Hafen Altefähr: Die Boote sitzen auf dem Trockenen.

Niedrigwasser am Kubitzer Bodden

Niedrigwasser am Kubitzer Bodden. Hier starten bei kräftigem Wind und höherem Wasserstand sonst einige Surfer, die dieses Revier als Geheimtipp entdeckt haben.

29. Oktober 2013. Orkan Christian brachte nicht nur Unglück übers Land. Ein seltenes Schauspiel zeigte sich am Strelasund und im Kubitzer Bodden. Als hätte der Sturm den Stöpsel aus der Ostsee gezogen sank der Wasserspiegel hier um mehr als einen Meter.

In Altefähr am Strelasund saßen die Boote auf dem Trockenen. Auch am Kubitzer Bodden zog sich das Wasser  zurück und legte den Boden frei. Gänse und Schwäne weit draußen standen hoch und trocken.

Die Ostsee ist kein typisches Tidengewässer. Während an der Nordsee Gezeiten zwischen zwei und drei Metern gemessen werden, beträgt der Tidenhub in der Westlichen Ostsee allenfalls 30 Zentimeter. Wieso zog sich jetzt das Wasser bei uns viel stärker zurück? Das Küstenlabor des Landesamtes für Umwelt, Naturschutz und Geologie kann es erklären. „Am Strelasund und im Kubitzer Bodden zeigt sich dieses Phänomen nach anhaltend starken Winden aus südwestlicher Richtung”, sagt  Christine Schöppe, Leiterin des Küstenlabors Stralsund.

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Samtens: Ampel killt den Verkehr

Rügen/Samtens, Oktober 2013. Inzwischen hat es sich bis Hamburg rumgesprochen: „Immer, wenn ein Zug kommt, stehen die Autos still in Samtens. Und das, obwohl die Gleise gar nicht die Bundesstraße 96 queren. Die Ampelschaltung killt den Verkehr”, schreibt das Hamburger Abendblatt in seiner Ausgabe am 29. Oktober.

Die B96 ist Hauptschlagader für den Verkehr auf Rügen. Wenn ein Zug kommt, geht längere Zeit in alle Richtungen gar nichts mehr, obwohl die Schranken lediglich den Verkehr auf der Landstraße 30 Richtung Garz betreffen. Quelle: Google Earth.

Die B96 ist Hauptschlagader für den Verkehr auf Rügen. Wenn ein Zug kommt, geht längere Zeit in alle Richtungen gar nichts mehr, obwohl die Schranken lediglich den Verkehr auf der Landstraße 30 Richtung Garz betreffen. Quelle: Google Earth.

Bahnübergang aus Richtung Garz gesehen. Querstraße hinter den Schranken ist die B96. Viele fragen sich, warum dort der Verkehr so lange aufgehalten wird. Foto: Google Earth by Rueganer.

Bahnübergang aus Richtung Garz gesehen. Querstraße hinter den Schranken ist die B96. Viele fragen sich, warum dort der Verkehr so lange aufgehalten wird. Foto: Google Earth by Rueganer.

In der Tat hält das nicht nur durchreisende Touristen unnötig auf. Auch Rüganer fragen sich beim langen Warten, warum die Ampeln in alle Richtungen auf Rot geschaltet sind – egal, ob für Fußgänger oder Autofahrer. Sobald die Schranken runtergehen, läuft nichts mehr. Dabei ist allein die Schienenquerung Richtung Garz betroffen (L30, Bild anklicken). Auf der B96 zwischen Bergen und Stralsund sowie auf der Straße nach Gingst bleiben die Lichter auf Rot. Oft bilden sich lange Autoschlangen, und Fußgänger ignorieren das „rote Männchen”, weil ja eh alles still steht.

Dabei könnte die Ampelschaltung zügig den Geradeausverkehr auf der B 96 freigeben und Fußgängern das ungehinderte Passieren der Gingster Straße ermöglichen. Denn diese Verkehre haben mit dem Bahnübergang überhaupt nichts zu tun.

Mensch und Behörde, die für die Programmierung dieser Ampelanlage verantwortlich sind, könnten etwas für  die Umwelt tun. Und für die Nerven der Rüganer. Die wollen ja nicht warten, bis die neue B96 ab Ende 2015 bessere Verkehrsverhältnisse schafft.

Übrigens: das Hamburger Abendblatt schreibt in seiner heutigen Ausgabe mit Bezug auf das Bundesverkehrsministerium, dass die Kosten für den Bau der B 96n zwischen Altefähr und Bergen weiter wachsen sollen: auf die Gesamtsumme 135 Millionen Euro. Teures Vergnügen.

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Vögel des Glücks

Morgens auf dem Weg zu ihren Futterplätzen, abends zurück zu den Schlafplätzen: Mit großem Spektakel ziehen Kraniche über unser Haus hinweg.

Morgens auf dem Weg zu ihren Futterplätzen, abends zurück zu den Schlafplätzen: Mit großem Spektakel ziehen Kraniche über unser Haus hinweg.

Kranichschlafplätze im Kubitzer Bodden. Aufnahme: Google Erth.

Kranichschlafplätze im Kubitzer Bodden. Aufnahme: Google Erth.

Kraniche am Kubitzer Bodden. Sie sind sehr scheu. Kommst Du näher als 300 Meter...

Kraniche am Kubitzer Bodden. Sie sind sehr scheu. Kommst Du näher als 300 Meter…

Immer das selbe Theater, gleich zwei Mal im Jahr. Sie ziehen im Tiefflug über unser Haus hinweg, machen dabei ziemlichen Radau. Nein, die Rede ist nicht von Eurofightern, die in Rostock-Lage stationiert sind und sich ganz selten mal über Rügen blicken und hören lassen.

... fliegen sie auf und mit empörten Trompetenrufen im weiten Bogen davon.

… fliegen sie auf und mit empörten Trompetenrufen im weiten Bogen davon.

Das große Fressen vor dem Aufbruch in die Nachtquartiere. Kraniche sind (fast) Allesfresser: Insekten, Würmer, kleine Fische, Frösche gehören zu ihrer Nahrung, aber auch auch Pflanzenreste, Mais, Getreide, Eicheln. Die abgeernteten Maisfelder rund um den Kubitzer Bodden bei Rambin gehören zu ihren bevorzugten Futterplätzen. Foto: Dirk Pfuhl.

Das große Fressen vor dem Aufbruch in die Nachtquartiere. Kraniche sind (fast) Allesfresser: Insekten, Würmer, kleine Fische, Frösche gehören zu ihrer Nahrung, aber auch auch Pflanzenreste, Mais, Getreide, Eicheln. Die abgeernteten Maisfelder rund um den Kubitzer Bodden bei Rambin gehören zu ihren bevorzugten Futterplätzen. Foto: Dirk Pfuhl.

Es geht um ganz andere große Vögel. Ende August, Anfang September treffen die ersten Kraniche bei uns ein. Auf ihrem Weg von Skandinavien und dem Baltikum in die warmen Länder, Südfrankreich, Spanien und Nordafrika legen sie bei uns für rund zwei Monate Rast ein. Ruhen sich aus und fressen sich fit für den bevorstehenden langen Flug. Pflanzenreste, Mais, Getreide und Eicheln gehören zu ihrer Nahrung, aber auch Insekten, Würmer, kleine Fische und Frösche.

Morgens hören und sehen wir sie bei ihren Formationsflügen zu den Futterplätzen. Besonders auf den abgeernteten Maisfeldern geht dann das große Fressen los. Und abends auf dem Flug zurück zu ihren Schlafplätzen in den flachen Boddengewässern hören wir sie wieder rund ums Haus. Die Rufe hörst Du auch auf dem  Video von Dirk Pfuhl, Diplom-Biologe und Publizist aus Göttingen. Es zeigt Kraniche auf ihren Futterplätzen und ihre Flugrouten quer durch Europa. Dazu hat er auch einen Beitrag über Kraniche in unserer Umgebung verfasst.

Gänse bevölkern die Weiden im Frühjahr und Herbst auf ihrer Wanderung.

Auch Gänse bevölkern die Weiden im Frühjahr und Herbst auf ihrer Wanderung.

Ihr Nachtquartier finden sie in den flachen Boddengewässern der Rügen- und Bockregion, wo sie stehend schlafen, für ihre Feinde unerreichbar.

Auf ihren Rückflügen im Frühjahr legen sie locker wieder bis zu 2.000 Kilometer zurück. Dann werden sie wieder bei uns rasten.

Vögel des Glücks werden Kraniche in Schweden genannt. Mit ihnen, so der Mythos,  kommt das Frühjahr mit Licht, Wärme und Glücksgefühlen zurück. In Japan stehen die Glücksvögel für Gesundheit und  langes Leben. „Noch heute ist dort der Brauch verbreitet, zu besonderen Anlässen wie Hochzeiten oder Geburtstagen gefaltete Papierkraniche symbolisch zu überreichen” (www.natur-lexikon.com).

Weltweit zählt man 15 verschiedene Kranicharten. In unseren Breiten sind es Graukraniche. 1,20 Meter groß werden sie mit einer Flügelspannweite von 2,20 Metern. „Der althochdeutsche Name des Vogels ‚cranuh’ ahmt lautmalerisch seine trompetentonartigen Rufe nach”, schreibt das Kranich-Informationszentrum in der Beschreibung des stolzen Vogels,  „im offenen Gelände und je nach Witterung sind rufende Altvögel zwei Kilometer und weiter zu hören”.

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Bundestagswahl 2013: So wählte Rambin

Sommer perdue, jetzt wird’s herbstlich. Futsch ist auch für die FDP und die meisten anderen Parteien der Einzug in den 18. Deutschen Bundestag. Wie in der kleinen Gemeinde Rambin die Kandidatinnen und Kandidaten im Vergleich zu ihrer Partei abschneiden zeigt die Graphik. Daran lässt sich ablesen, wer bei der Wahl mehr punktet: die Person (Erststimmen) oder die Partei (Zweitstimmen).

Kanzlerin Angela Merkel überflügelt das Ergebnis ihrer Partei um achteinhalb Prozentpunkte. Das ist stattlich, aber weniger als im Bundesdurchschnitt. Auffällig auch, dass die Kandidaten von FDP und Grünen deutlich hinter den Ergebnissen ihrer Partei zurückbleiben (die AfD hatte im Wahlkreis keinen Kandidaten aufgestellt).

Dabei sind die Rambiner kein sonderlich wahlfreudiges Völkchen. Gerade mal die Hälfte der Wahlberechtigten bewegte sich ins Vereinsheim am Sportplatz und machte ihr Kreuzchen. Wahlbeteiligung: 50,9 Prozent (rund 20 Prozentpunkte weniger als im Bundesschnitt). Und 1,9 Prozent von ihnen gaben einen ungültigen Wahlzettel ab. Das heißt, weniger als die Hälfte der Stimmen aus Rambin trugen zum Wahlergebnis bei. Warum das so ist? Das frage ich jetzt unseren Bürgermeister. Mit einer Erklärung allerdings kann er auch nicht aufwarten.

Ergebnis der Bundestagswahl 2013 im Wahlbezirk Rambin:Wahl Graphik

 

Graphik: fl | Daten: Service-Portal des Innenministeriums Mecklenburg-Vorpommern

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