Zehn Schulkinder in Rambin stellen sich auf. In Reih’ und Glied beobachten sie, was der Kornfranck-Onkel macht. Der drückt den Kindern eine Werbetafel und ein paar Tüten in die Hand. Dann knipst er ein Foto und verschwindet wieder. Tage später verteilt der Mann die Bilder im ganzen Dorf. Die Aufmerksamkeit ist groß, und wie nebenbei verbreitete sich der Werbespruch Kornfranck, gesund wie das tägliche Brot. Anfang der dreißiger Jahre funktionierte sie so, die Werbung.
Den meisten Menschen ging es ausgesprochen schlecht, damals während der Weltwirtschaftskrise. Statt Bohnenkaffee gab es Ersatzkaffee oder Malzkaffee aus Gerste, Roggen, Eicheln, Bucheckern oder Zichorienwurzeln. Manche kennen ihn noch als Muckefuck. Das war die Zeit einer genialen Werbeidee des Ludwigsburger Kaffeeproduzenten Heinrich Franck Söhne. Er schickte den Düsseldorfer Fotografen M. Kahn mit Werbetafel und Mustertüten übers Land. Der Auftrag: fotografiere Schulkinder mit der Werbung für die Muckefuck-Marke Kornfranck.
Heute, viele Jahrezehnte später, haben die Kornfranck-Bilder Kultstatus, denn es gibt sie aus allen möglichen Dörfern in Deutschland. Manche rätseln jetzt, wer auf dem Bild abgelichtet ist. Ob er oder sie überhaupt noch lebt? Müsste ja um die Neunzig sein.
Die Werbung des Kaffeeherstellers lag im damaligen Zeitgeist: „Kornfranck hilft viel sparen. Kornfranck ist …berufen, an Stelle des teuren Bohnenkaffees als preiswertes und wohlschmeckendes Kaffeegetränk zu treten. Bedenken Sie, aus ½ Pfund für 25 Pfg. bereiten Sie 100 Tassen Kornfranck. Der Tagesbedarf einer Familie, mit 20 Tassen berechnet, kostet nicht mal 5 Pfg. Also 1,50 Mark für den ganzen Monat. Das ist doch wirklich billig”, hieß es in einem Flugblatt.
Auch die Werbung mit den Kornfranck-Kindern selbst war ausgesprochen billig: Kein Model musste engagiert und honoriert werden. Das Probepäckchen Muckefuck bekamen nicht mal alle Kinder in die Hand gedrückt. Außer Spesen bekam der Fotograf nur ein kleines Honorar auf die Hand.
Werbung heutzutage spricht viel stärker Emotionen an. Oftmals nervt sie, manche finden sie blöd, andere machen eine Persiflage darauf. Manchmal ist sie so gut, dass daraus ein Welthit entsteht, wie von David Dundas mit seinem Titel Jeans On. Heute hört man ihn noch als Ohrwurm auf Oldie-Sendern. Produziert wurde der Song 1976 als Werbe-Clip für die britische Jeansmarke Brutus.