Rambin – Ihre Trauer fasste Angelika Haß aus Rambin in einen Reim. Der hängt zusammen mit einem Foto von ihrem Labrador Chester an der Pinnwand beim Stralsunder Tierarzt Dr. Sven Marx. Auf diese Weise bedankt sie sich für seine Versuche, ihrem Hund das Leben zu retten. Doch es half alles nichts: Qualvoll verendete das Tier an einem aggressiven Gift. Innerhalb von drei Tagen sind in Rambin neben dem Rüden Chester zwei weitere Hündinnen vergiftet worden. Eine hat die Giftattacke knapp überlebt. Der Polizei in Bergen liegt inzwischen eine Anzeige vor. Denn die Hundebesitzer sind überzeugt: die Tiere sind vorsätzlich mit Giftködern umgebracht worden. Alles passierte an gleicher Stelle am Rande der Straße „Am Sportplatz“, direkt neben einer Pferdekoppel. Da gebe es überhaupt keinen Grund, etwa Rattengift auszulegen, sagen Anwohner.
„Ich sah noch, wie Chester über die Straße lief, sich etwas geschnappt und gefressen hat“, erinnert sich Anneliese Müller, die den Hund unter der Woche in Pflege hat. Das Tier müsse schon von der anderen Straßenseite etwas gewittert haben. Zurück im Haus dachte sie erst an einen epileptischen Anfall – der Labrador krampfte, jammerte und strampelte vor Schmerzen um sich. Beim Tierarzt musste der der Hund zu dritt gehalten werden, um Spritzen und die Infusion zu verabreichen – unter anderem Mittel zur Beruhigung und Medikamente gegen das Gift. Eine Stunde hat es gedauert, um das Tier ruhigzustellen. Zu Hause haben die Müllers noch bis weit in die Nacht bei Chester gewacht. „Um ein Uhr ist er eingeschlafen und nicht wieder aufgewacht“, weiß Ehemann Wolf-Peter Müller.
Auch Hans-Jürgen Lange und seine Frau Andrea waren mit Amy, eine Labrador-Hündin, verzweifelt in die Praxis von Dr. Sven Marx gefahren. Die sechsjährige Amy hatte wie Chester an gleicher Stelle etwas gefressen, was ihr zum Verhängnis wurde. Alle Versuche, das Leben zu retten schlugen fehl. Am Morgen gab der Tierarzt den Rat, die Hündin einzuschläfern.
Nele, die Golden Retriever-Hündin, ist noch mal knapp davongekommen. Das verdankt sie dem energischen Eingreifen ihres Frauchens, der Zahnärztin Andrea Beer aus Rambin. Sie bemerkte, dass ihre fünfjährige Hündin im Begriff war, etwas vom Straßenrand zu fressen und sprach sie energisch an. Vor Schreck ließ Nele den Happen fallen. Wie aggressiv das Gift war, zeigte sich dann im Haus. Mit Krämpfen und erkennbar großen Schmerzen verzog sich Nele in ihre Lieblingsecke. „Bevor ich zum Tierarzt fahren wollte, hat sie sich wieder gefangen“, berichtet Andrea Beer, „Hunde nehmen immer mal von Wiesen oder Feldern etwas auf, das ist absolut normal, aber wer denkt dabei schon an Gift“?
Wie stark dieses gewesen sein muss, bestätigt auch Tierarzt Dr. Sven Marx, der auf zwei dunkle Verfärbungen im unempfindlichen Bodenbelag weist: „Hier lag Chester bei der Behandlung“. Es müsse sich um einen sehr aggressiven Stoff gehandelt haben. „Gepullert wird von verängstigten Tieren im Behandlungsraum immer, aber solche Spuren hinterher?“ Das habe er noch nicht erlebt.
Dass offenbar Hundehasser in Rambin unterwegs sind, ist für die Dorfbewohner neu. Wiederholt ist das aber schon in Bergen passiert. „In einer Kleingartenanlage und am Rugard sind auch schon Hunde vergiftet worden“, weiß Ute Folkert, die in der Facebook-Gruppe „Mein Hund und ich“ aktiv ist.
Die Ermittlungen bei der Polizei seien noch nicht abgeschlossen, berichtet Sprecherin Antje Unger: „Es werden noch Zeugen gehört, und auch das Ordnungsamt in Samtens ist eingeschaltet“. Hinweise von Zeugen und Tierhaltern nehme die Kriminalpolizei in Bergen unter der Telefonnummer 03838 8100 an.