Rügen, 5. Dezember 2015. Für die Ostsee-Zeitung durfte ich dieser Tage als freier Mitarbeiter meine Meinung zum Bau der neuen Bundesstraße auf Rügen in einem Kommentar zum besten geben:
Zur B 96n fällt mir immer „hoher Verschleiß“ ein: 13 Verkehrsminister hat das Projekt seit den ersten Konzepten von 1996 bis heute überlebt – acht im Bund und fünf im Land. Verschleiß auch an Plänen. Was musste nicht alles geändert werden: Das größte „Planungswunder“ können wir heute an der Bahnunterführung bei Scharpitz, am sogenannten Trog, besichtigen. Noch 2005 beim Planfeststellungsverfahren ging man von einer Brücke für drei Millionen Euro aus. Dann traten das novellierte Bundesnaturschutzgesetz und die Erweiterung der Vogelschutzgebiete in Kraft: Ohne die Änderung zum 22 Millionen teuren Trog wäre die B 96n hier nie rechtskonform entstanden. Das blieb nicht ohne Folgen: Jetzt, Ende 2015, sollte bereits die gesamte Strecke bis Bergen fertig sein – für ursprünglich 68 Millionen Euro. Dabei ist erst der Südabschnitt fertig, und der verschlang weit mehr als das Gesamtprojekt kosten sollte: 96,5 Millionen Euro. Dazu haben viele ihren Beitrag geleistet: die beteiligten Minister, die Deges als staatlicher Projektmanager, die beauftragten Firmen. Alle haben ihr Ding durchgezogen, gegen jeden Widerstand. Sie ließen Arbeiter bei Wind und Wetter Millionen Kubikmeter Erde bewegen und aus Beton sogenannte Ingenieurbauwerke gießen: Sieben Brücken, drei davon allein in Rambin – Zufahrt für grade mal 147 Einwohner. Man hätte eher auf die Argumente der Umweltverbände eingehen müssen. Und die hätten ihre Klage dem Bundesverwaltungsgericht erst gar nicht einzureichen müssen, um sie zwei Jahre später wieder zurückzuziehen. So zog sich alles in die Länge. Und Zeit ist auch hierbei – leider – Verschleiß an Geld.